ein virtueller Museumsrundgang




Vier Räume und ein Flur.
Ein Rundgang durch das Museum

Eiszeitraum

Der Rundgang durch das Museum der Verbandsgemeinde Eich im Gimbsheimer Storchenschulhaus beginnt im ersten Stock des ehemaligen, in den 1830er Jahren errichteten Schulhauses. Auf der rechten Seite liegt der „Eiszeitraum“, in dem die naturhistorische Situation der fünf Gemeinden der VG Eich dargestellt wird. Die Lage zwischen Rhein und rheinhessischer Hügellandschaft hat eine Vielfalt geologischer und landschaftlicher Besonderheiten zur Folge. Der für unsere Region prägende erdgeschichtliche Vorgang, der Oberrheingrabenbruch, wird in Text, Bild und anschaulich-begreifbar „im Handumdrehen“ dargestellt. Wo kommen Erdöl, Erdgas und Kies her, die hier gewonnen werden, warum haben wir Lössschichten und Flugsanddünen? Diese Fragen werden auf Schautafeln beantwortet, Bodentypen werden gezeigt, der Bohrkopf und ein Bohrkern von Probebohrungen sind zu sehen.

Der Kiesabbau ließ in  den vergangenen Jahrzehnten eine große Fülle von Knochen eiszeitlicher Tiere an das Tageslicht kommen. Viele dieser Funde haben weit über das Gebiet der  VG hinaus  in Expertenkreisen Aufsehen 
erregt. Ein Modell  veranschaulicht  die Fundsituation. Die spektakulärsten  Stücke  aus Eich  und Gimbsheim sind  im Eiszeitraum  zu sehen. Blickfänger ist das Mammutskelett. Angebracht an ein Metallgestell, das mit weiteren Funden noch vervollständigt werden kann,

vermitteln die riesigen Knochen einen Eindruck von der Größe dieser Tiere. Knochen von etlichen anderen eiszeitlichen Tieren: Schädel von Bisons, Rothirschen, Auerochsen lagern vor einem
großen Wandbild von Christine Hach und Fiona Balbach, das dieEiszeit- und Zwischeneiszeitenfauna in einer Landschaft zeigt, sowie unsere damals ausgesehen haben könnte.
Ein Wollnashornschädel in einer selten gut erhaltenen Form schließt den Rundgang des
Eiszeitraums ab.

 

Archäologieraum

Gegenüber vom „Eiszeitraum“ liegt der Archäologieraum. Hier werden die Funde präsentiert, die in den vergangenen hundert Jahren im VG-Gebiet gemacht wurden, sofern sie nicht in Museen der Umgebung (Worms, Mainz) oder in Privatsammlungen aufbewahrt werden. Die prähistorische Abteilung zeigt einige Funde aus der Jungsteinzeit, eine Geweihhacke, zwei Steinbeilreste und gibt Informationen über die Besiedlung der Gegend in der vorrömischen Zeit. Besonders häufig sind die Überreste der Römerzeit in unserem Raum zu finden. Etliche Ziegelreste, Terra Sigillata, Glas,

Münzen, Spielsteine und Haarnadeln deuten auf die Existenz einer Villa Rustica in der Eicher Gemarkung hin. Eine Urne und zwei Gefäße als Grabbeigaben stammen aus einem Gimbsheimer FundDie Bedeutung von Eich als römischer Rheinübergang wird an einer Füllevon Aufsehen erregenden Funden, die in auswärtigen Museen und Sammlungen liegen, deutlich. Der Abguss des „Genius von Eich“, dessen Original im Stadtmuseum Worms steht, ist ein Beispiel dafür.

Blickfänger im Archäologieraum und zugleich bedeutendstes Exponat des VG-Museums ist die Gimbsheimer Schiffsmühle aus dem 8. Jahrhundert. Ihre 1989 gefundenen Überreste sind so auf dem Boden angeordnet, dass ein Eindruck von ihrer Beschaffenheit möglich wird. Der Mühlstein und Reste der Mechanik sind ebenfalls zu sehen.
Das wirtschaftliche Umfeld der Schiffsmühle ist eventuell, das der in Alsheim im 7. Jahrhundert geprägten Goldmünze HALASEMIA dagegen mit Sicherheit in den Alsheimer Königsgütern der Zeit zu

suchen.
Ein Ausschnitt aus einem spätmittelalterlichen Fliesenboden, wie er in der Hangen-Wahlheimer Kapelle „Maria Magdalena“ lag, bildet den Abschluss des archäologischen Rundganges.



 

Arbeitsweltraum

Der dritte Raum, im Erdgeschoss rechts, ist dreifach unterteilt. Derzeit dient er noch ganz Sonderausstellungen. Ab November 2006 sollen die beiden hinteren Räume die Ausstellung „Arbeitswelt“ aufnehmen.

Die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Bewohner der Rheinaue unterschieden sich immer deutlich von denen der Rheinebene und des Hügellandes. Immer hoch- und druckwassergefährdet, war ein Großteil ihrer Gemarkungen nicht oder kaum für Ackerbau nutzbar. In Zeiten steigender Bevölkerungszahlen musste sich daher ein bedeutender Teil der Dorfbewohner um Einkommensalternativen außerhalb der Landwirtschaft bemühen und sich die Ressourcen erschließen, die diese Landschaftsform bot. Die Gewerbe, die den Fluss und seine Altarme, seine Ablagerungen, seine Flora und Fauna in vielfältiger Weise nutzen konnten, blühten auf. Seit jeher boten Fischerei und Transportwesen, im Mittelalter wohl auch Goldwäscherei Verdienstmöglichkeiten. Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelten sich als bedeutende Gewerbezweige mit teilweise Hunderten von Beschäftigten: die Backsteinbrennerei, die den vom Rhein herangeschwemmten Lehm nutzte; die Korbflechterei, die die in Ufernähe wachsenden Korbweiden als Rohstoff benötigte; die Rohrmattenfabrikation, die die riesigen Schilfrohrbestände des Altrheinarmes verarbeitete und so auch zu einer Verlangsamung des Verlandungsprozesses beitrug. Im 20. Jahrhundert entwickelten sich der Abbau von Kies und in den letzten Jahrzehnten noch die Förderung von Erdöl zu ertragreichen Wirtschaftszweigen. Der Darstellung dieser Entwicklung, insbesondere der wichtigsten Gewerbe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, Backsteinbrenner, Korbmacher und Rohrmattenfabrikanten, sollen diese Räume gewidmet werden.

Bereits jetzt sind Filme des Osthofener Filmemachers Wilfried Saur zu sehen, die die Tätigkeit des letzten Korbmachers, die Erdölproduktion und – demnächst – die Rohrmattenherstellung dokumentieren.

Nicht nur, um die mehr landwirtschaftlich orientierten Gemeinden Alsheim und Mettenheim mit einzubinden, sondern weil Landwirtschaft und teilweise Weinbau auch in den drei Rheinauegemeinden eine wesentliche Rolle spielten, soll auch die agrargeschichtliche Entwicklung verfolgt werden. Hier wird allerdings eine Konzentration vorgenommen auf Themen, die ebenfalls mit den naturräumlichen Voraussetzungen im Zusammenhang stehen. In den Rheinauengemeinden wird das der Kampf gegen das Wasser sein, für Alsheim und Mettenheim soll ein Schwerpunkt auf Veränderungen in Landwirtschaftstechnik und Transport und der damit verbundenen Ausbildung eines einzigartigen Hohlwegesystems in den Lößhängen sein. Da die Hohlwege letztlich Folgen von Abspülungen sind, steht auch hier das Thema „Wasser“ im Mittelpunkt.

Der vordere Raum wird weiterhin für Sonderausstellungen genutzt werden.

 

 

Museumscafé

Der vierte Raum, im Erdgeschoss links, dient nach dem Besuch der drei Ausstellungsräume der Entspannung: das Museumscafé. Die Übernahme des gesamten Mobiliars und Inventars des früheren Gimbsheimer Eiscafés Kay aus dem Jahre 1959, das fast vierzig Jahre lang unverändert Bestand hatte, kann als Glücksfall für das VG-Museum angesehen werden. Das zu seiner Zeit bereits legendäre Eiscafé, als Treffpunkt etlicher Jugendgenerationen mit zahlreichen Erinnerungen verbunden, zieht auch jetzt Museumsbesucher magisch an. Wenn auch die Musikbox als einziges Stück im Raum nicht dem originalen Café Kay entstammt, so steigert sie die Attraktion des Raumes erheblich durch die zeitgemäße Auswahl der Schallplatten, die in ähnlicher Weise auch im alten Café erklangen. Ein idealer Ort für „Erinnerungscafénachmittage“, Vorträge, Ausstellungen oder nur zum Treff an einem offenen Museumssonntag. Von den vergangenen Zeiten berichtet Frau Else Kay in einem Film von Wilfried Saur.